„Die Energiekosten treiben die Nebenkosten in Nordrhein-Westfalen in die Höhe. Für Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen wird es finanziell zunehmend schwierig“, sagt Claudia Hillenherms, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK. Welche Folgen hat das für die Vermieter in Nordrhein-Westfalen? Dazu hat die Bank eine Umfrage gemacht – die Ergebnisse liegen jetzt vor.
Düsseldorf. Vorauszahlungen erhöhen, Stundungen ermöglichen und Investitionen aufschieben: So reagieren die Vermieter in NRW auf die stark gestiegenen Energiepreise. Das zeigt eine Umfrage zum Thema „Energiekrise – Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft“, die die NRW.BANK jetzt veröffentlicht hat. Die Förderbank hatte die Studie von Dezember bis Januar gemeinsam mit dem Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen und dem Landesverband Haus & Grund Rheinland Westfalen durchgeführt.
Durch die Beteiligung beider wohnungswirtschaftlichen Verbände bildet die Umfrage sowohl die Lage der gewerblichen Vermieter, als auch der privaten Kleinvermieter im Land ab. Mehr als 160 Unternehmen und Privatvermieter wurden befragt. Dabei zeigen sich gewisse Unterschiede zwischen den Vermietertypen: Die Wohnungsunternehmen haben sich größtenteils die Gas- und Wärmekosten mit den Energieversorgern nur für ein Jahr gesichert. Die Preisbindung läuft jetzt bei vielen aus, ein Preissprung ist die Folge.
Mieter müssen stark erhöhte Vorauszahlungen leisten
Ein Großteil der Unternehmen hat die Energievorauszahlungen für die Mieterhaushalte erhöht, teils um mehr als 75 Prozent. Stolze 70 Prozent der Unternehmen rechnen im Vergleich zum Vorjahr mit deutlich höheren Ausfällen und Stundungsanfragen für Nachzahlungen aus 2022. Bei den privaten Vermietern dagegen hat der überwiegende Anteil gar keine Preisbindung mit dem Energieversorger vereinbart. Hier wirken sich Preisanpassungen der Versorger also direkter auf die entstehenden Kosten aus.
Insgesamt erwarten die privaten Vermieter jedoch im Vergleich zu den Wohnungsunternehmen weniger häufig Probleme mit Ausfällen und Stundungen für die Betriebskosten, sowohl in Bezug auf die Nachzahlungen, als auch bei den monatlichen Vorauszahlungen. Wenn es dazu kommt, zeigen sich die privaten Kleinvermieter kulant, bieten Ratenzahlungen an und verzichten häufig bei nebenkostenbedingten Zahlungsausfällen auf Kündigungen, wie die Umfrage zeigt.
Vermieter zeigen sich kulant bei Zahlungsschwierigkeiten
Viele Wohnungsunternehmen reagieren dagegen mit neuen und zusätzlichen Beratungsangeboten für die Mieter wie etwa zum Energiesparen. Zudem schließen viele Wohnungsunternehmen und Wohnungsgenossenschaften Ratenzahlungs- und Stundungsvereinbarungen mit ihren Mietern ab. Fast jedes zweite Unternehmen will auf eine Kündigung verzichten, falls der Zahlungsausfall oder Zahlungsverzug auf die Nebenkosten zurückzuführen ist.
„Die privaten Vermieter sind sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst und setzen dennoch keinen Mieter wegen Zahlungsschwierigkeiten vor die Tür. Das haben die privaten Vermieter schon während der Corona-Pandemie unter Beweis gestellt“, betont demgegenüber Konrad Adenauer, Präsident von Haus & Grund Rheinland Westfalen. Und dennoch: „Hohe Zinsen, steigende Bau- und Materialkosten und vor allem die aktuellen Energiepreise sind eine große Herausforderung auch für private Vermieter.“
Neubau und Sanierung: Investitionen werden aufgeschoben
Die Umfrage zeigt aber immerhin, dass zumindest bislang die privaten Vermieter durch bestehende Guthaben in der Regel in der Lage sind, auftretende Liquiditätsengpässe kompensieren zu können. Etwas anders sieht es da schon bei den Wohnungsunternehmen aus: Immerhin jedes sechste befragte Unternehmen hält Liquiditätsengpässe als Folge steigender Energiepreise und damit zusammenhängender Zahlungsausfälle bei den Betriebskosten für wahrscheinlich.
Eines haben Unternehmen und Kleinvermieter in dieser Situation gemeinsam: Die Fähigkeit, Investitionen zu tätigen, ist in der gegenwärtigen Lage deutlich geschwächt, Instandhaltungen und Modernisierungen werden aufgeschoben. Bei den gewerblichen Vermietern gibt jedes vierte Unternehmen an, bauliche Maßnahmen wie Modernisierung oder auch Neubauprojekte aufzuschieben. Wo noch Maßnahmen durchgeführt werden, zeigt sich zugleich ein Trend zu den Erneuerbaren. Mehr als jedes vierte Unternehmen plant bei der Modernisierung derzeit, Investitionen in regenerative Energien auszuweiten.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.