Noch nie haben in den letzten 20 Jahren in Nordrhein-Westfalen so wenige Baugrundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen den Besitzer gewechselt wie im letzten Jahr. Das zeigen neue, amtliche Zahlen. Sie belegen das Ausmaß der Krise am Immobilienmarkt, welche durch stark gestiegene Baukosten und Zinsen sowie hohe Kaufnebenkosten ausgelöst wurde.
Düsseldorf. Der Handel mit Immobilien und Grundstücken ist in Nordrhein-Westfalen im letzten Jahr stark zurückgegangen. Mit genau 99.758 Kauffällen zählten die Gutachterausschüsse in NRW nicht einmal mehr 100.000 Verkäufe von bebauten und unbebauten Grundstücken. Das waren rund 20.000 Kauffälle weniger als im Jahr 2022, was einen Rückgang um 16 Prozent bedeutet. Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht 2023 hervor, der jetzt veröffentlicht worden ist. Der Bericht wird seit über 30 Jahren vom Oberen Gutachterausschuss erstellt.
Eine so geringe Zahl an Grundstücksverkäufen hat die Organisation dabei in den letzten 20 Jahren noch nie gezählt. Die dabei erzielten Umsätze sind angesichts fallender Preise sogar um 25 Prozent (11,78 Milliarden Euro) auf nur noch 35,14 Milliarden Euro gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 2014. Die Anzahl der Kauffälle ist bemerkenswerter Weise in allen Bereichen zurückgegangen. Die Verkäufe unbebauter Baugrundstücke gingen um 37 Prozent und damit mehr als ein Drittel auf nur noch 5.606 zurück, der Umsatz fiel dabei um 25 Prozent.
Negativrekord beim Handel mit Baugrundstücken
Baugrundstücke für den individuellen Wohnungsbau machten mit 4.305 Verkäufen die mit Abstand größte Gruppe der noch gehandelten Baugrundstücke aus. Die Umsätze gingen in diesem Bereich mit 35 Prozent stark zurück. Die Preise blieben allerdings im NRW-Landesdurchschnitt stabil, schwankten aber regional zwischen -5 und +4 Prozent. Die Preise für unbebaute Baugrundstücke für den Geschosswohnungsbau sind dagegen 2023 nur leicht gesunken, gaben um 2,0 Prozent nach. Allerdings kam es hier auch nur zu 505 Kauffällen.
Baugrundstücke für Gewerbe und Industrie waren dagegen noch etwas gefragter, immerhin 692 Stück wurden letztes Jahr gehandelt und die Preise stiegen in diesem Segment im Schnitt um 4 Prozent. Deutlich häufiger als unbebaute Baugrundstücke wurden letztes Jahr bebaute Grundstücke gehandelt, insgesamt gab es in diesem Bereich 48.886 Verkäufe. Das entspricht einem Minus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Umsatz ging sogar um 26 Prozent zurück.
Viel weniger Häuser und Eigentumswohnungen gehandelt
Dabei wechselten 36.465 Ein- und Zweifamilienhäuser den Besitzer. Dabei wurden 19 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr, die Preise gingen im landesweiten Durchschnitt um 8 Prozent zurück. Negative Zahlen gibt es auch von den Eigentumswohnungen zu vermelden: Hier wurden im Jahr 2023 nur noch 40.702 Stück verkauft, das sind 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz sank dabei um 24 Prozent. Die Preise für Eigentumswohnungen fielen mit 7 Prozent erheblich, aber nicht ganz so stark wie bei den Einfamilienhäusern.
Die Ursachen für den massiven Rückgang: Enorm gestiegene Baukosten und Zinsen sowie die in NRW mit 6,5 Prozent weiterhin sehr hohe Grunderwerbsteuer haben den Neubau für viele Bauherren unbezahlbar gemacht, woraufhin diese vom Kauf von Baugrundstücken Abstand genommen haben. Die erschwerten Finanzierungsbedingungen und hohen Kaufnebenkosten haben bei gleichzeitig hoher Inflation außerdem dazu geführt, dass auch Bestandsgebäude für viele Menschen nicht mehr erschwinglich waren.
Den vollständigen Grundstücksmarktbericht 2023 können Sie hier herunterladen.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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