Moderne Fensterläden: Hitzeschutz wird für Mietwohnungen in Zukunft immer wichtiger werden.
Wenn es um Klimaschutz und Klimaanpassung bei Wohngebäuden geht, wird oft mit dem Finger auf Eigentümer gezeigt, die sanieren sollen. Doch was wünschen sich eigentlich die Mieter für „ihre“ Wohnungen? Und wie weit geht ihre Bereitschaft, für einen besseren energetischen Standard auch mehr zu bezahlen? Diese Fragen hat jetzt erstmals eine repräsentative Studie untersucht.
Bonn. Etwa drei von vier Mietern (73 Prozent) setzen voraus, dass ihre Mietwohnung doppelt oder dreifach isolierverglaste Fenster bietet, was aktuell in 52 Prozent der Mietwohnungen in Deutschland auch tatsächlich der Fall ist. Obwohl also nur gut jede zweite Wohnung diesen Standard bietet, halten die Mieter ihn für so selbstverständlich, dass nur 10 Prozent der Mieterschaft bereit wäre, für diesen Standard auch mehr Miete zu zahlen. Anspruchsdenken, Wünsche und Wirklichkeit klaffen also in diesem Bereich weit auseinander. Eine Feststellung, die nicht nur in Bezug auf die Fenster gilt.
Das zeigt eine repräsentative Studie, welche das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) jetzt veröffentlicht hat. Dafür lies die Behörde 2.408 Mieterhaushalte im ganzen Bundesgebiet befragen. Demnach halten bereits 35 Prozent der Mieter eine Beheizung mit erneuerbaren Energien für Standard bei einer Mietwohnung und gaben an: „das setze ich voraus“. In der Tat werden der Befragung nach aber nur 5 Prozent der erfassten Mietwohnungen tatsächlich erneuerbar beheizt. Immerhin 23 Prozent der Mieter wären bereit, für eine erneuerbare Beheizung auch eine höhere Miete zu bezahlen.
Fußbodenheizung ist „nice to have“
Anders dagegen das Bild bei der Fußbodenheizung: Sie wird offenbar als Komfort-Extra betrachtet, das gerne genommen, aber nicht vorausgesetzt wird. Nur 18 Prozent der Mieterhaushalte betrachtet Fußbodenheizung als erforderlichen Standard, 24 Prozent der Befragten waren aber bereit, für diesen Komfort mehr Miete zu zahlen. Immerhin 8 Prozent der untersuchten Mietwohnungen hatte tatsächlich eine Fußbodenheizung. Einen offenen Kamin, Kachelofen oder Kaminofen setzen laut der Studie nur 15 Prozent der Mieter als Standard voraus, 23 Prozent würden dafür mehr Miete zahlen und 5 Prozent haben wirklich so eine Feuerstelle.
Einen insgesamt hohen energetischen Standard, der aus einer hochwertigen Wärmedämmung und einer energieeffizienten Heizungsanlage entsteht, betrachten 61 Prozent der Mieter als Voraussetzung, 21 Prozent der Wohnungen wurden von der Studie so eingestuft, dass diese Forderung bereits erfüllt ist. Mehr Miete dafür zu zahlen sind aber nur 20 Prozent der Mieterhaushalte bereit. Die Studie hat sich allerdings nicht nur die Beheizung der Wohnungen angeschaut, sondern auch deren Vorkehrungen zum Hitzeschutz – schließlich werden sehr heiße Sommertage durch den Klimawandel immer häufiger.
Wärmeschutz steckt noch in den Kinderschuhen
Auf diesem Gebiete hat sich in Deutschland offenbar noch wenig getan. Nur 32 Prozent der untersuchten Wohnungen verfügt über Verschattungselemente wie Rollläden, Fensterläden oder Markisen an allen Wohn- und Schlafräumen. Elektrische Rollläden sind gar nur in 10 Prozent der Mietobjekte vorhanden, technische bzw. automatische Lüftungssysteme in 6 Prozent der Fälle. Gerade mal 4 Prozent der Wohnungen verfügt über eine Klimaanlage. Wegen ihres hohen Stromverbrauchs und ihrer Lärmemissionen sind diese Geräte allerdings auch nicht unbedingt besonders beliebt.
So ergab die Befragung: Nur 14 Prozent der Mieterhaushalte betrachtet eine Klimaanlage als erforderlichen Standard, 23 Prozent hätte so gerne eine, dass man dafür auch mehr Miete zahlen würde. Jedem zweiten Mieter (50 Prozent) ist es jedoch egal, ob die Wohnung eine Klimaanlage hat und 13 Prozent der Mieter würde so ein Gerät sogar stören. Ganz anders sieht es bei der geräuschfreien und stromlosen Verschattung durch Rollläden und ähnliche Vorrichtungen aus. So etwas betrachten 51 Prozent der Mieter als erforderlichen Standard, 19 Prozent würden dafür mehr Miete zahlen, nur 3 Prozent würden sich daran stören.
Dass die Rollläden elektrisch betrieben werden, setzen dagegen nur 22 Prozent der Mieter voraus und ebenso viele würden auch mehr Miete dafür zahlen. Mehr als der Hälfte der Mieter (52 Prozent) ist dieses Feature jedoch egal, nur 5 Prozent würde es stören. Etwas gespaltener ist das Bild bei Lüftungsanlagen. Die empfinden immerhin 11 Prozent der Mieter als störend, 53 Prozent sind sie egal, nur 17 Prozent verlangen eine solche Anlage, aber immerhin 20 Prozent der Mieter wären bereit, für eine Wohnung mit Belüftungsanlage auch mehr Miete zu bezahlen.
Dilemma für Vermieter: In was soll man investieren?
Die Ergebnisse der Studie zeigen das Dilemma, welches sich für die Vermieter bei der energetischen Ausrichtung ihrer Objekte stellt: Einerseits möchte man die Ansprüche der Mehrheit der Mieter befriedigen, um die Vermietbarkeit der eigenen Immobilien sicherzustellen. Ein Objekt, dem Ausstattungsmerkmale fehlen, welche von den Mietern mehrheitlich als unbedingt erforderlicher Standard betrachtet werden, lässt sich schließlich schwieriger und je nach Marktlage nur mit Abstrichen bei der Miethöhe vermieten. Andererseits ist die Schaffung der gewünschten Ausstattung mit teils hohen Kosten verbunden, die sich für die Vermieter refinanzieren müssen.
Das kann allerdings kaum gelingen, solange die Mieter mehrheitlich nicht willens oder in der Lage sind, für Wohnungen mit einem höheren energetischen Standard auch höhere Mieten zu bezahlen. Vermieter, die gemessen an den örtlichen Marktverhältnissen zu teure Wohnungen anbieten, werden letztlich genauso mit einer erschwerten Vermietbarkeit zu kämpfen haben, wie die Anbieter von Wohnungen mit veraltetem energetischem Standard. Insofern müssen sich Vermieter gut überlegen, welche Investition getätigt werden soll. Die Zahlen der Studie mögen dafür Anhaltspunkte geben.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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